Beobachtungen an RAW-Konvertern für die Konica Minolta Dynax 7D

Die Testbilder habe ich mit einer Leihkamera auf der CeBIT 2005 aufgenommen, das Objektiv war ein Konica Minolta AF 2,8-4/17-35 (D), die Kamera hatte die (aktuelle) Firmware Version 1.10. Hier möchte ich einige auffällige Erscheinungen (um das Wort Fehler zu vermeiden...) des RAW-Konverters DiMAGE Master, Version 1.01, von Konica Minolta zeigen, die mir beim Vergleich von dessen Ergebnissen mit denen anderer Konverter und mit den kameraintern erzeugten JPGs aufgefallen sind.

Die "Kandidaten":

  1. JPG direkt aus der Kamera. Relevante Kameraeinstellungen: Weißabgleich automatisch, RAW + JPG (Large), Farbmodus Natural, Kontrast, Sättigung, Schärfe und Farbbalance neutral, Anti Shake ein.
  2. RAW mit DiMAGE Master als JGP entwickelt, alle Einstellungen unangetastet.
  3. RAW mit DiMAGE Master als JGP entwickelt. Weißabgleich, Belichtung, Dichtekurve und Schärfung leidlich optimiert. (Ich habe sehr wenig Erfahrung mit dem Programm, die Umsetzung von Parameteränderungen in der Vorschau dauert auf meinem Rechner jedes Mal zwischen 15 und 40 Sekunden...)
  4. RAW mit Capture One LE 3.6 ("C1") von Phase One als JPG entwickelt. Weißabgleich, Belichtung, Dichtekurve und Schärfung brauchbar optimiert, C1 lässt sich auf dem selben Rechner schon einigermaßen flüssig bedienen.
  5. RAW aus DIMIN Viewer n5 heraus mit dcraw entwickelt, mit der "besseren" der beiden verfügbaren Qualitätsstufen. (Weitere Einflussmöglichkeiten auf den Prozess gibt es von n5 aus nicht.)

Die JPGs auf dieser Seite sind Ausschnitte und/oder Verkleinerungen (bikubisch) der so entstandenen Bilddateien, ansonsten unverändert. Die Komprimierung ist so niedrig gewählt, dass die beschriebenen Effekte nicht sichtbar beeinflusst werden.

1. Beispiel: Farbkippen

Das "Original": JPG direkt aus der Kamera, nur verkleinert. (Ja, das Foto ist nicht sonderlich scharf. 1/15 s Belichtungszeit bei 52 mm FB-äquivalenter Brennweite können auch mit Anti Shake mal verwackeln, und sich bewegende Personen verwischen so ohnehin.)

f = 35 mm, Blende 5,6, 1/15 s, ISO 800

Ein Ausschnitt daraus, etwas weniger verkleinert:

JPG aus der 7D

dcraw

C1

DiMAGE Master, default

DiMAGE Master, optimiert

2. Beispiel: fehlerhafte Übergänge, Moiré

Das "Original": JPG direkt aus der Kamera, nur verkleinert.

f = 35 mm, Blende 5,6, 1/40 s, ISO 800

Ein Ausschnitt daraus, unverändert:

JPG aus der 7D

DiMAGE Master, optimiert
typisch: "pickelige" Flächen / abgerissene Übergänge, Farbsäume um Spitzlichter.
Moiré: Welleneffekt im Lüftungsgitter

C1
"Überbelichtung" am oberen Rand konnte korrigiert werden.

dcraw
Moiré: farbige Kanten am Lüftungsgitter

3. Beispiel: Kantendarstellung, Moiré

Das "Original": JPG direkt aus der Kamera, nur verkleinert.

f = 17 mm, Blende 11, 1/30 s, ISO 400

Ein Ausschnitt daraus in Originalgröße zeigt in unterschiedlichem Ausmaß Treppeneffekte an den schrägen Kanten, dazu Moiré-Effekte am Lochblech in Form von Farb- und Helligkeitsschwankungen sowie Strukturverfälschungen. (Das Lochblech sieht teilweise wie ein Drahtgitter aus.)

JPG aus der 7D

DiMAGE Master, optimiert

C1

dcraw

Fazit

Konica Minolta wird DiMAGE Master grundlegend verbessern müssen, bevor die aktuell geforderten 199 € halbwegs angemessen erscheinen. Das bisher in nahezu*) jeder Hinsicht weit überlegene Capture One LE kostet nur die Hälfte und gilt damit sicherlich zurecht als Schnäppchen.

*) Wie üblich interpretiert nur die herstellereigene Software die in den Bilddateien eingebettete Metainformation ("EXIF-Daten") vollständig.

Dcraw ist zwar Open Source und kostenlos, bietet aber nur rudimentäre Einflussmöglichkeiten. Es ist hautpsächlich dazu gedacht, den Gehalt von RAW-Dateien so verlustfrei wie möglich in eine Bildbearbeitung wie Photoshop oder The Gimp zu bekommen, die hier gezeigten "Schnellabzüge" werden dem Programm nicht gerecht.

Die Kamera

Obwohl diese Seite schon viel zu lang geraten ist noch ein paar Eindrücke zur Kamera: Das Bedienkonzept und die Ergonomie der Umsetzung haben mir während der kurzen Leihzeit noch besser gefallen, als ich das aufgrund des im Netz zu findenden Materials schon vermutet hatte. Schön viele Knöpfe, Hebel und Rädchen an genau den richtigen Stellen, ein brauchbar "großer" Monitor, ausreichend übersichtliche Menüs. Das Ganze ist solide und griffsympathisch verpackt - auch in dieser Preisklasse nicht selbstverständlich.

Der Bildstabilisator war in der naturgemäß "finsteren" Messehalle Gold wert. Er funktioniert vermutlich auch beim Mitziehen ganz hervorragend - man kann das aus dem Verhalten des Indikators im Sucher ableiten: Beim "Beschleunigen" schlägt dieser kurz aus, während der (möglichst gleichmäßen) Schwenkbewegung zeigt er nur geringe Aktivität an, beim Abbremsen kommt ein erneuter Ausschlag. Der Ablauf ist dabei unabhängig von der Orientierung der Kamera immer gleich, also im Quer- und Hochformat und sogar diagonal. Und das alles ohne irgendwelche Modi umschalten zu müssen, ziemlich beeindruckend.

Ein Fehler, den die D7D leider mit fast allen anderen DSLRs gemeinsam hat, erwies sich allerding als mindestens so ärgerlich wie vermutet: Die ISO-Empfindlichkeit wird (auch) beim Verstellen unverständlicherweise nicht im Sucher angezeigt, sondern nur auf dem Monitor.

Ich kann Phil Askey also auch aufgrund meines persönlichen und vollkommen unsystematischen Kurztest voll zustimmen:

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